Handlungsraum Natur
„Lassen Sie uns alles daransetzen, daß wir der nächsten Generation, den Kindern von heute, eine Welt hinterlassen, die ihnen nicht nur den nötigen Lebensraum bietet, sondern auch die Umwelt, die das Leben erlaubt und lebenswert macht.“
Richard von Weizsäcker
Die Beziehung Mensch und Umwelt – oder Mensch und Natur ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Im Laufe der Epochen hat der Mensch gelernt, sich die Natur nutzbar zu machen, mit ihr zu leben und von ihr zu leben. Vom einstigen Jäger und Sammler entwickelte sich der ansässige Landbewirtschafter, der sich mit Vieh- und Landwirtschaft seine Existenz sicherte. Erst mit Beginn der Industriellen Revolution begann der Mensch mit Hilfe der modernen Technik, die Natur vermehrt und im großen Stil zu nutzen. Ein „Sich – entfremden“ des Menschen von der Natur hatte im Namen von Technik und Fortschritt begonnen und ist anscheinend bis in die heutige Zeit nicht aufzuhalten. Verwiesen sei hier auf den Nobelpreisträger Konrad LORENZ (1973) der die allgemeine und rasch um sich greifende Entfremdung von der lebenden Natur als Teilschuld an der ethischen Verrohung des Zivilisationsmenschen ansieht. WILLIMCZIK und GROSSER (1979) heben hervor, dass die Industrialisierung und die Urbanisierung als Eingriffe in die natürliche Umwelt gesehen werden können, welche u. a. Mangel an Raum für körperliche Aktivitäten zur Folge haben können.
Im Vorwort des von der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) herausgegebenen Buches „Lebensraum Alpen“ wird hervorgehoben, dass man aus ökologischer Sicht den Menschen als das einzige Wesen bezeichnen könnte, das in der Lage ist, seine eigene Lebensgrundlage zu zerstören (vgl. EURAC, 2000). LUTZ (1984) sieht jedoch im letzten Drittel des 20 Jahrhunderts den Beginn eines ökologischen Zeitalters. Der heute viel zitierte Slogan „Zurück zur Natur“ wird nicht nur ständig in den Medien zitiert, sondern ist zu einer Art Ausdrucksform eines aktuellen Wunsches der modernen, technisierten Gesellschaft geworden.
AMESBERGER (1995) stellt fest, dass viele Sportarten in der Natur ausgeübt werden können und Bewegung und Sport in der Natur regelrecht „boomen“. Das Erleben von Authentizität, Intensität, Selbstwirksamkeit, Flow usw. stellen HEBBEL-SEEGER und LIEDTKE (2002) als Motive für die Ausübung von Natursportarten in Zusammenhang.
TREBELS (1991) sieht in diesem Zusammenhang eine dem Menschen angeborene Natursehnsucht. AMESBERGER (1995) unterscheidet eine „innere“ und eine „äußere“ Natur. Er vermutet, dass durch Bewegen und Erleben in der Natur aufgrund der strukturellen Parallelen zur inneren Natur des Menschen Aspekte wie Körperbewusstsein, Körpererleben, Körpererfahrung, Körperkonzept u. ä. gezielt angesprochen werden können.