Motorische Charakteristika im Kindesalter
Die Bedeutung der Motorik für die Entwicklung des Kindes wird häufig mit der Untrennbarkeit von Wahrnehmung, Bewegung, Denken und Fühlen begründet. KUNZ (1993) betont, dass die Wahrnehmung nicht direkt zu den motorischen Fähigkeiten gehört. Er hebt jedoch hervor, dass Motorik und Wahrnehmung stark zusammenhängen. DORDEL (2003) weist anhand von Bewegungstagebüchern nach, dass sich Grundschulkinder „heute“ nur noch über den Zeitraum von etwa einer Stunde pro Tag bewegen. Der täglichen Bewegungszeit von nur einer Stunde stehen jeweils neun Stunden pro Tag für Liegen und Sitzen gegenüber; fünf Stunden brauchen die Kinder täglich für Tätigkeiten im Stehen (vgl. BÖS, 1999).
Unter Bewegung oder motorischer Handlung versteht man auch eine „handelnde“ bzw. ausführende Auseinandersetzung mit den materiellen und sozialen Umweltgegebenheiten, d.h. man reagiert auf z.B. sensorische Reize mit einer motorischen Antwort. Bewegung ist das wichtigste Bindeglied zwischen dem eigenen Körper und der Außenwelt. Auch für die Spezialisierung von Fertigkeiten im späteren Leben ist ein stabiler Aufbau sensorischer und motorischer Leistungen von Bedeutung (vgl. CRATTY, 1970).
Die Nervenzellen des Zentralnervensystems erfahren bereits im Laufe der ersten Lebensjahre (vgl. Abb. 7) eine zunehmende Vernetzung. WEINECK (2004) erachtet diese Tatsache als überaus wichtig für ein späteres Funktionspotential. Die Entwicklung (vgl. Abb. 8) von Kopf und Gehirn (mit 6 Jahren hat das Kind bereits 90-95% der Gehirngröße eines Erwachsenen erreicht) implementiert eine hohe Leistungsfähigkeit im Bereich der koordinativen Fähigkeiten. Darauf aufbauend stehen im Kindesalter vor allem die optimale Ausbildung vielfältiger sportmotorischer Fertigkeiten und Techniken, sowie die Erweiterung des Bewegungsschatzes bzw. der Bewegungserfahrung im Vordergrund (vgl. Abb. 9). Die konditionellen Fähigkeiten sollen im Kindesalter nicht maximal, sondern optimal ausgebildet werden (vgl. WEINECK, 2004).